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Bautagebuch:

Bauen mit Strohballen
Sanierung eines großen landwirtschaftlichen Anwesens..............
zum Preis eines größeren Einfamilienhauses


und hier geht es zur Photogalerie Fertigstellung >>>>

wenn der Baustoff vom Acker kommt


Dies ist ein Rundumphoto eines Teils der Gebäude, die das Anwesen ausmachten...:


Ansicht Nordwestseite, April 2002.....von links nach rechts:Der Giebel des alten Wohnhauses, der alte Stall, der neue Stall, die neue Scheune (mit offenem Tor), die alte Scheune, die Garage - nicht zu sehen ist ein weiterer Stall und viele Hütten.

Die Bauherrn waren mutig..... und die Architektin auch

Um es kurz zu machen, die alten Ställe wurden abgerissen, das Wohnhaus soll verkauft werden, bleiben noch neuer Stall, (15x10m)der neue Dachrinnen und zum Teil einen neuen Giebel erhält, – die neue Scheune (14 x14 m), die zum Wohnhaus umgebaut werden soll und alte Fachwerkscheune(12.x 22m), deren Dach und Gebälk saniert werden muß



Lageplan des ganzen Anwesens

Warum die Scheune zum Wohnhaus umbauen?

Wegen des intakten Gebälks, der schönen tragenden Struktur, die innen aus 4 Stützen besteht, die eine dreischiffige Struktur entstehen läßt und der Südwestausrichtung, haben sich die Bauherrn für den Umbau der Scheune entschieden. Auch ist die Form optimal, das Verhältnis von Rauminhalt zu Aussenfläche ist sehr gut, d.h. viel Innenraum, wenig Aussenfläche


Ansicht Südseite


Links: Ansicht April 2002

Rechts: Ansicht November 2002



Der Umbau in Zahlen und Daten




Planungsbeginn:
Genehmigung liegt vor:




Werkplanung, Ausschreibung,
Vergabe:




Baubeginn:


Zwischenstand Baukosten:




Abschluß:




Größe des Bauwerks:




November 2001
März 2002
geschätzte Kosten: 325.000 EUR reine Baukosten incl.
Erschließung, zzgl. 36.000 EUR Eigenleistungen


April/Mai 2002
Kostenermittlung: 325.000 EUR zzgl. 36.000 EUR
Eigenleistungen, zzgl. 38.000 EUR Architektenhonorar,
für alle Leistungsphasen, von der Baugenehmigung
bis zur Bauleitung

4. Juni 2002


4.November 2002: 325.000 EUR
Zwischenstand der zu erwartenden Kosten nach Abschluß
von Rohbau, Zimmerer, Dachdecker, Heizung, teilweise
Sanitärinstallation, Fenstereinbau


1. September 2003: 343.000 EUR
nach Abschluß aller Arbeiten, Mehrkosten sind
entstanden durch bessere Fliesen und Einbau weiterer Innenverglasungen


1500 cbm umbauter Raum
310 qm Wohnfläche,zzgl 80 qm Nutzfläche,
Raumhöhe im EG: 3.80m
Raumhöhe im 1.OG: 2.80m

und das 420 qm große Dach der alten Scheune saniert, mit allen Anschlüssen


Massnahmen:


Es wurde:
Das Dach der alten Fachwerk-Scheune saniert, das Gebälk repariert und erneuert, mit Bibern gedeckt und die klassischen Anschlüsse mit Zahnleiste und ohne häßliche und sturmempfindliche Ortgangziegel ausgeführt, (420 qm Dachfläche) die Gefache repariert und beigemauert

Das Dach der neuen Scheune, des Wohnhauses,aufgedoppelt, neu gedeckt, ebenfalls mit Biberschwänzen, die Anschlüsse an den Stall hergestellt, eine Gaube gebaut (280 qm Dachfläche)

35 Meter Kanalisation gegraben, Rohre verlegt, Anschlüsse hergestellt

Für 2/3 der Aussenwände ein neues Fundament gebaut, 2/3 der alten Wände abgebrochen, weil sie viel zu schwach und rissig waren,und eine neue Holzständerkonstruktion erstellt, die aussen mit Fermacell beplankt ist, und mit Stroh ausgefacht wurde.

Die Innenwände neu gemauert aus schweren Kalksandsteinen

76 qm Fensterfläche eingebaut, 14 qm davon im Dach. Fenster wurden mit Leinos Holzlasur, das Blau speziell angemischt, gestrichen.

Die Decken ergänzt, die Decke des Halbkellers komplett erneuert. ........u.s.w.

Eine Wandheizung aus Kupferrohr und ein Holzheizkessel und Solaranlage eingebaut


Innenputz mit Traßkalk und Lehmputz

Dielenfußböden aus heimischem Holz, oder Solnhofer Platten

Alle Innenanstriche mit selbst gemischten Kalk-Kaseinfarben

Eigenleistungen
Strohdämmung, Fenster dicht abkleben und mit Flachs stopfen, die Verlegung von 300 qm Untersichtschalung der Balkendecken, Verlegung aller Holzdielenfußböden incl. des Unterbaus aus Holzweichfaserplatten, Innen- und Aussenanstrich



Anfang September 2002:
links die zum Wohnhaus werdende , rechts die alte Fachwerk-Scheune


Der Strohballenbau

Nordansicht Werkplanung:
Gelb: Holzständer mit Strohballen,
Braun: vorh. Mauerwerk mit Holzweichfaserplatten gedämmt
Grau: Sockel



Westansicht Werkplanung: Gelb: Holzständer mit Strohballen


Rechts: Westansicht alt Links: Westansicht neu

Westansicht Holzständer von innen -
regelmäßige Ständerabstände ,
Doppelständer, wo Elemente gekoppelt sind



Hier sieht man auch, daß der letzte Deckenbalken erst nach
erfolgter Dämmung an die Dämmung rangeschoben wird.



Wand nach Stroheinbau mit Wandheizung


Innenwände sind aus Kalksandstein, um als Wärmespeicher zu dienen. Die kleinen Fensterchen oben sind ein hübsches dekoratives Element, auch eine Eigenleistung der Bauherrn.
Der Sockel ist 37 cm hoch



Innenwände mit den direkt verputzen Strohballen

Um Kosten zu sparen, eine optimale Dämmung zu erreichen, und weil die Bauherrn in Afrika gelebt haben, und mutig sind, entschied man sich für eine 30cm starke Strohballendämmung.

Da es ein Umbau war, und damit viel gegeben war, war eine besonders genaue und sorgfältige Planung erforderlich

Auf der Zeichnung sieht man links das vorh. Mauerwerk und rechts den neuen Holzständer.

Die Ständerabstände mußten an die vorhandene Konstruktion angepaßt, und gleichzeitig so ausgerichtet werden, daß maximal zwei verschiedenen Ballengrößen gepresst werden mußten. Der Einbau der Strohballen sollte schnell und einfach gehen.

Der Strohballenbau: Prinzipien

Ich hatte mich im Vorfeld intensiv im Internet umgesehen,
habe mit einigen Strohballenbauern gesprochen-Herrn Gruber vom Österreichischen Strohballennetzwerk –
http://www.baubiologie.at , und besucht habe ich Herrn Architekten Bönisch aus Windeck-Werfen, denen ich an dieser Stelle auch danken möchte für ihre Unterstützung. Meine Erfahrung im ökologischen Bauen hat ein wenig geholfen, und auch die ausführende Zimmerfirma, die Firma Kerschbaum aus Steinsfeld www.kerschbaum.de
hat durch bohrende Fragen und ihre Bedenken dazu beigetragen, daß das Ganze Hand und Fuß hat.

Dennoch kamen weil es sich um einen Umbau handelt, und man vielerlei Dinge zu beachten hat, angefangen von den Gestaltungswünschen der Kommission für ländliche Entwicklung, bis zum erhöhten Brandschutz, wegen des schmalen Durchgangs zwischen der alten Fachwerkscheune und dem Wohnhaus, die bekannten Lösungen nicht in Frage.

1. Welche Ballen nimmt man am besten???

2. Wie können die Ballen trocken und schnell eingebracht werden ?

3. Wie wird die Konstruktion absolut brandsicher ?

4. Die Ballen dürfen außer beim Verputz nicht naß werden, und sollen schnell wieder trocknen

5. Wenn man die Ballen innen direkt verputzen will, muß die Konstruktion völlig dampfdiffusionsoffen sein

1. Welche Ballen nimmt man am besten???

Die Standard-Ballen von 37 cm Breite kamen nicht in Frage, die Wände wären für die Westseite zu dick geworden. zudem sind die großen Ballen schwerer. Also suchte ich nach einer geeigneten Presse, und einem geeigneten Bauern, der Interesse an der Sache hatte. Ich wurde fündig bei Biobauer Lüdke aus Windsfeld bei Gunzenhausen. Er hat die kleine Presse, und den nötigen Ehrgeiz, die Ballen langsam und genau zu pressen, was eben auch nicht jeder Bauer macht. Zudem empfohl er Dinkelstroh, das weicher und fester zu pressen ist als Weizenstroh. Die Ballen werden senkrecht, auf die Halme gestellt eingebaut – und , wegen der durchdachten Konstruktion, waren nur zwei Ballengrößen erforderlich.

2.Wie können die Ballen trocken und schnell eingebracht werden?

Die Wände sollten, wie im Ständerbau üblich, vorgefertigt werden, brauchten Aussteifung und- Wind- und Wetterschutz. Nach einigem hin und her entschieden wir uns für eine Konstruktion aus 6/30 cm BSH-Balken, mit einer äußeren Beplankung aus Fermacellplatten, doppellagig, 2 x 12,5 mm. Dies bringt drei Fliegen mit einer Klappe: Nämlich Aussteifung, Windschutz, Wetterschutz, und F 60 Brandschutz. Der einzige Nachteil: Fermacell muß wiederum verkleidet werden, und darf nicht der Witterung, wohl aber der Außenluft ausgesetzt werden. Im Giebelbereich wurde das Fermacell gleich mit einer hinterlüfteten Lärche-Schalung versehen, und im EG wird es mit einer hinterlüfteten Heraklith- Putzträger- Schale versehen, die verputzt wird. Das Fermacell hat den weiteren Vorteil daß der Dampfdiffusionswiederstand nicht höher ist als der von Kalkputz. Damit sind die Fragen 2 und 4 gelöst.

So wurden die Elemente gefertigt, an den Koppelstellen wurden jeweils zwei Pfosten vorgesehen, sodaß etwas Spiel in der Konstruktion war, und die Pfostenabstände von 63 bzw. 76 cm eingehalten wurden.

Die Dämmung geht vom Sockel bis unter die Dachschalung durch,ohne von Deckenbalken, oder sonstigen dicken Balken unterbrochen zu werden. Nur Schwellhölzer, 30/6 cm trennen die Geschosse. Die Hohe der Gefache war so ausgerechnet, daß vor dem Einbau des letzten Ballens das Stroh per Wagenheber zusammengedrückt wurde, und dann der letzte Ballen genau oben reinging.- das Ganze also auf Spannung eingebracht wurde. Auch seitlich waren die Ballen ca 4 cm länger als die Breite der Gefache, und so wurden sie beim Einbau stark zusammengedrückt, und klemmen sehr fest in den Fächern. Ballen mußten nicht geteilt oder geschnitten werden. Einige ganz wenige Stellen mußten von Hand gestopft werden.

Für die Giebeldreiecke wurden Ballenwinzlinge gepresst von 30 cm Länge , die in die Dreiecke hereingequetscht wurden.(Breite und Dicke sind von der Presse vorgegeben, die Länge kann man einstellen.)

Das Stroh für 160 qm Außenwand wurde daher an einem Wochenende von der Großfamilie eingebaut.

3: Die Konstruktion muß absolut brandsicher sein.

Laut einem Gutachten, das für einen Einzelfall von der deutschen Prüfstelle für Baustoffe erstellt wurde, ist Stroh in Ballenform B2, also so wie Zellulosedämmung, Flachs, etc. Mit der 2,5 cm starken Fermacellbeplankung außen und 2,5 -3 cm Innenputz innen ist eine Sicherheit im Brandfall gegeben, die meines Erachtens die Sicherheit zugelassener reiner Holzkonstruktionen übersteigt. Das Fermacell wurde auch außen in den Fensterlaibungen aufgebracht, wurde also außen um die ganze Konstruktion gezogen. Solange das Stroh offen war, habe ich sehr streng auf ein absolutes Rauchverbot innerhalb des Gebäudes geachtet.

4 Die Ballen dürfen nur beim Verputz naß werden, und müssen schnell wieder trocknen

Die Aussenwände werden innen mit Traßkalkputz verputzt, nicht mit Lehm, denn dieser braucht sehr lange zum Trocknen. (Dafür werden die Innenwände mit Lehm verputzt) Während des Verputzens läuft die Wandheizung, und :ein Raumluftrockner, der das Wasser aus der Luft holt.

5. Wenn man die Ballen innen direkt verputzen will, muß die Konstruktion völlig dampfdiffusionsoffen sein

Der Dampfdiffusionswiderstand des Innenputzes ist gleich dem der Fermacellplatten – und zwar sind beide sehr gering. Damit kann anfallende Feuchte nach außen abtrocknen. Auf Risse im Putz innen muß man allerdings achten, und sollte sie falls sie auftauchen sollten, gleich mit Farbe abdichten.


Wohnbereich kurz vor der Fertigstellung


Scheune vor dem Umbau



Wandaufbau von Innen nach Aussen:

Kalkputz, zweilagig, 2,5-3 cm, im Wohnbereich eine zusätzliche Schicht Lehmputz auf Kalk

30 cm Dinkelstroh, stehend, zwischen BSH Holzständer

Doppelte Beplankung mit Fermacellplatten, versetzt ausgeführt, 2.5cm

3 cm Hinterlüftung

Heraklithplatten, verputzt, unten, oben Lärcheschalung


Sonstige ökologische Maßnahmen:

10 qm Warmwasserkollektor

Umnutzung einer ehemaligen Güllegrube, die nie in Betrieb war, und ca. 250 cbm Wasser fasst für Brauchwassernutzung. ca. 300 qm Dach(grund-)flächen sind an die Zisterne angeschlossen

Innen Kalkputz und Lehmputz, aussen mineralische Putze, die für Diffutherm-Holzweichfaserplatten und Heraklith zugelassen sind.

Einsatz heimischen Kiefenholzes für die Fenster, Anstrich mit Leinos Naturharzfarben

Innen massive Dielenböden, im EG geölt, sonst geseift, aus heimischem Holz, – oder Böden mit alten Solnhofer Platten und Biberschwänzen (das ist im Prinzip ein Cotto-Material, es kostet nur fast nichts – ca 5 EUR/qm) im Mörtelbett verlegt. (Siehe Photo)

Im nicht unterkellerten Bereich wird keine Betonsohle ausgeführt, sondern es wird auf den Schotter eine Schicht Estroperl von Perlite ausgebracht, im Bereich der gemauerten Böden 12 cm, sonst nur 3 cm, darauf kommt eine Folie, und dann unter den Holzböden die Lagerhölzer, zwischen die Staubex geschüttet wird. Wenn kein drückendes Wasser vorhanden ist, ist dies ein sehr gut dämmender, und sehr kostengünstiger Bodenaufbau

Der Keller bleibt wie er ist, feucht- und dient als Gemüselager

Innenwände im OG z.T. Holzständer, beplankt mit Schilfrohrplatten und verputzt

Dachdämmung 24 cm Zellulosedämmung,+ 22mm Weichfaserplatten, die Dachsschrägen innen mit 30 mm starken Glattkant-Brettern beplankt


Fußboden aus Biberschwanzziegeln
mit eingelegten Solnhofer Platten



Die Zutaten der Farben – Magerquark, Sumpfkalk und Pigmente mit gestrichenen Brettern als Farbproben - Kalkkasein ist eine Farbe, wie sie früher häufig für wenig beanspruchte Holzoberflächen benutzt wurde


Der Wohlfühl-Tipp:
rohes Holz, reiner Kalkputz und Lehmputz ohne Zementzusätze sind nahezu gleich gut im Feuchteausgleich – sie sorgen für ein optimales Raumklima, indem sie überschüssige Luftfeuchtigkeit aufnehmen und diese wieder abgeben, wenn die Luftfeuchtigkeit zu gering wird. In den von meinem Büro gebauten Häusern herrscht eine sehr ausgeglichene Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 65% - das heißt auch, daß Schimmel keine Chance hat, und Zimmerpflanzen sehr gut gedeihen .... und nicht nur die Zimmerpflanzen


zuletzt geändert: 25.02.2006 © copyright by Architektur CON TERRA Sabine Rothfuß, Architektin