Startseite

Philosophie

Referenzen

Leistungsspektrum

Büro

Öffentlichkeitsarbeit

Literatur

Kontakt

Links

Aktuell

Ein erstes Exposé vom Mai 2003 >>


Das Konzept: Morlokhof >>

Bildergalerie Morlokhof vorher-nachher >>

Der spektakuläre Handschriftenfund >>

Geschichten vom „alten Morlok“>>>

Die Erblehenhöfe im Nordschwarz-wald >>>

Beteiligte Firmen >>>

Presse und Prominenz am Morlokhof >>


Der Morlokhof – Zeuge einer anderen Zeit


Exposé vom Mai 2003 –



Seit ich denken kann, thront der Morlock-Bauernhof in Mitteltal ganz oben auf der Sommerseite, nahe am Waldrand – unverändert, ruhig, fast majestätisch. Nicht nur seit ich denken kann, sondern auch seit mein Vater denken kann. Sein Vater und Großvater und Urgroßvater haben den Morlock-Hof so oder zumindest sehr ähnlich gekannt, wie er jetzt noch in Erscheinung trittt

Dieser Hof hat mich schon immer beeindruckt, so weit, daß ich sogar schon als Kind von dem Hof geträumt habe, vielleicht gerade wegen seiner Zeitlosigkeit,und vielleicht ist er mit „schuld“ daran, daß ich mich in meinem Beruf als Architektin am liebsten mit der behutsamen Sanierung alter Bauernhöfe befasse.


Seit zwei Jahren steht der Hof leer, Zwänge der Abwasserbeseitigung und eines Wasseranschlusses haben die Bewohner dazu gebracht, die althergebrachte Wohnung zu verlassen. Der hydraulische Widder, der für Wasser sorgte, war kaputt, und wegen der komplizierten Eigentumsverhältnisse lohnte sich die Investition nicht Allerdings haben vermutlich genau diese komplizierten Eigentumsverhältnisse dazu geführt, daß der Hof so originalgetreu erhalten blieb.


Kürzlich hatte ich das Glück, den Hof besichtigen zu dürfen. Die Innenschau hat mich noch mehr begeistert, und führte dazu daß ich hier einr Idee entwickle, wie dieser Hof genutzt, und dennoch als Kulturdenkmal des oberen Murgtals erhalten bleiben kann.


Erste Gedächtnisskizze vom Hof

Das Haupthaus:


Zum Wohnteil geht man an der Traufseite des Hauses ein paar Treppen vom Hof aus hinauf. Dann gelangt man in den breiten Flur, der das Haus querteilt. Talseitig liegen drei Räume: die kleine Stube, die Küche und die große Stube. Bergseitig liegen zwei Schlaufräume und die Treppe, die zum Dachboden hinauf, und in den Stall hinunter führt. Die zentrale Küche zwischen zwei Stuben mit dem Kamin, der direkt hinter der Giebelwand hochgeführt ist, scheint eine sehr alte Grundrissanordnung zu sein, die zum Teil dem Vennhaus in der Eifel entpricht,- einer direkt aus dem Mittelalter stammenden Gebäudeform – der zentrale Flur wiederum entspricht dem fränkischen Haustyp. In Franken habe ich jedoch den Haustyp mit den zwei Stuben noch nie angetroffen.


(Fast) Keine Installation:


Im Haus gibt es – außer elektrischem Licht -keine Installation Es sind keine Badezimmer vorhanden, die Toiletten befinden sich über Gruben. Die Wasserversorgung war dennoch durch einen Hydraulischen Widder gewährleistet (siehe weiter unten)








Ostseite mit Eingang, unten der Stall.

Bauweise:


Die Aussenwände des Untergeschosses – der Stall - sind aus behauenen Buntstandsteinen gemauert, die Aussen- und vermutlich auch die Innenwände des Obergeschoss und die Giebelwände bestehen aus Fachwerk, das aussen verschindelt ist, und innen verputzt wurde. Woraus die Ausfachung der Gefache besteht, konnte ich nicht feststellen – vermutlich aus Bruchstein – möglicherweise sogar aus Geflecht mit Lehm – da im Backhäuschen eine Lehmdecke vorhanden ist. Die Aussenwände sind nur ca. 20 cm stark.


Der Stall:

Dennoch war es früher nicht kalt in dem Haus, denn der Stall mit dem Vieh befand sich unter dem Wohnteil und wärmte die Bewohner. Die Deckenbalken sind hier sichtbar, einige mächtige Sandsteinsäulen tragen den mittleren Unterzug aus Holz.





Das Dach

Das Dach ist vermutlich ein Kehlbalkendach – im hinteren Scheunenraum als liegender Stuhl ausgebildet. Die Besonderheit besteht darin, daß in weiten Teilen der Dachhaut unter den Ziegeln noch eine vermutlich aus der Bauzeit stammende flächendeckende Holz-Schindelung vorhanden ist. Die ca.30 cm langen und 15 cm breiten Holzschindeln sind mit Holzdübeln auf den sehr starken Dachlatten befestigt. Auf dieser Landerung ist eine Konterlattung und Lattung aufgebracht, auf der die Tondachziegel hängen.


Holzschindeln von Innen



Diese außerordentlich dichte und stabile Konstruktion entspricht der heutigen Bauweise eines dichten Unterdaches unter der Ziegeldeckung. Ich kann mich nicht erinnern, eine solche Ausführung schon einmal gesehen zu haben, nicht einmal im Schwarzwälder Bauernhofmuseum. Möglicherweise war das ursprüngliche Dach aus Holzschindeln, und später wurde das Ziegeldach auf die Schindeln aufgebracht


Dachaufbau, Ansicht von Aussen






Decke grosse Stube

Innenräume:


Vor allem die beiden Stuben sind sehr beeindruckend wegen ihrer „eingeschobenen Balkendecken“, die orginalgetreu aus der Bauzeit erhalten sind.. Diese Ausführung der Decke besteht aus Balken, die im Abstand von 20-25 cm nebeneinander gelegt wurden, zwischen die Balken wurden Bretter in Nuten der Balken eingeschoben. Oberhalb der Bretter wurde in der Regel ein Lehmschlag eingebracht, damit etwas Wärmespeicherung und Wärmedämmung gewähr-leistet wurde. Diese Form der Decke wurde in der Regel nur bis zum 18. Jahrhundert ausgeführt. Die Datierung auf 1790 könnte also stimmen, wenngleich das Gebäude auch etwas älter sein könnte. Im 19. Jahrhundert wurden andere Decken gebaut. Diese Decken sind vom Schwarzwald bis nach Franken hin verbreitet, und stellen eine aus dem Mittelalter stammende Deckenkonstruktion dar, die stabil und wertbeständig ist.





Zwei Stuben, dazwischen die Küche

Beide Stuben haben je 4 Fenster, jeweils zwei über Eck angeordnet – die Räume sind trotz der dunklen Decken erstaunlich hell, und man hat einen grandiosen Blick über das Tal. Türen und Fenster wurden vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts erneuert,

Beide Stuben verfügen über eine ca. 1.50 m hohe, umlaufende Holzvertäfelung. Die vermuteten Holz – Dielenböden liegen unter einem PVC- oder Linoleum-Belag. Rechts vom Flur befinden sich die beiden Schlafzimmer. Die Schlafzimmer haben verputzte Decken, und ein bzw zwei Fenster zu einer Seite.



kleine Stube mit eingeschobener Balkendecke








Das Backhaus von Westen, mit handgestrichenen Bibern gedeckt

Das Backhaus:


Das Backhaus ist eigentlich ein Back- und Räucherhaus. Der Kamin befindet sich nicht direkt über dem Backofen, der an das Backhaus hinten angebaut ist, sondern der Rauch konnte frei durch das Häuschen ziehen. Bevor der Rauch durch den Kamin abzog räucherte er die Schinken und Würste, deren Aufhängestange noch zu sehen ist. Die Decke ist eine Holzbalkendecke, aus Brandschutzgründen wurde sie mit einem einfachen Lehmputz verkleidet.Es könnte sein, daß das Backhaus aus derselben Zeit stammt wie das Haupthaus. Die Westseite des Daches ist noch mit handgestrichenen Biberschwänzen gedeckt – eine absolute Seltenheit im Nordschwarzwald.





Gesamtansicht mit Hofeinfahrt





Das Austragshaus (Leibgeding)


Das Austragshäuschen ist vermutlich jünger als das Haupthaus, und stammt möglicherweise vom Ende des 19. Jahrhunderts. Es besteht aus drei Zimmern und einer Küche. Unterhalb des Wohnteils befindet sich auch hier der Stall. Die Bauweise entspricht der des Haupthauses. Der Stall ist mit behauenen Sandsteinen gemauert, und der Wohnteil besteht aus verschindelten Fachwerkwänden. Auch hier sind die Wände nicht dicker als 20 cm. Die Fenster sind jedoch höher, ebenso die Räume. Auch hier sind die Wohnräume mit einer Holztäfelung versehen.





Kleine Details:


Der untere der beiden Beschläge an dem Laden, der sich am Nordgiebel (bergseitig) befindet, ist barock. Dies kann auch als Hinweis für das Alter des Gebäudes gelten – wenn hier nicht ein älterer Beschlag verwendet worden ist


Mögliche Schäden:


Die Häuser sind bis vor 2 Jahren durchgehend bewohnt gewesen – und wurden gepflegt. Wesentliche Schäden am Holz konnte ich nicht erkennen Für eine Umnutzung und Intensivierung der Nutzung müssen möglicherweise die Querschnitte erweitert werden. Holzschädlinge interessieren sich nicht sehr für Holz, das älter als 60 Jahre ist, und eventuelle Restbestände an Holzwürmern lassen sich leicht durch Borsalz vertreiben. Will man ganz gründlich sein, ist eine Hitzebehandlung zu empfehlen als umwelt- und menschenfreundliche Schädlingsbekämpfung. Fäulnis konnte ich auf den 1. Blick nicht erkennen. In den Stallwänden befindet sich vermutlich Salpeter. Durch eine gleichmäßige Temperierung durch Strahlungswärme kann Salpeter inaktiviert werden. Auch die alten Fenster wirken so, als wären sie sanierungsfähig. Für den Erhalt des originalen Charakters ist der Erhalt oder eventuell Nachbau der alten Teile wichtig


Vorgeschlagenes Nutzung -

ein Lokal für besondere Gelegenheiten mit grandiosem Blick ... so ähnlich haben wir es jetzt gemacht...


Dieser, vermutlich einzige noch weitgehend orginalgetreu erhaltene Bauernhof des oberen Murgtals – (wenn nicht noch eines sehr viel größeren Bereiches) stellt nach meinem Dafürhalten ein Kulturgut dar, das einer Nutzung zugeführt werden sollte, die dem Hof erlaubt, weitgehend unverändert seinen ganz besonderen Charakter zu behalten,- und die ermöglicht, daß der Hof der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Der Hof hat eine besondere identitätsstiftende Ausstrahlung – die möglichst bleiben sollte – wegen seiner Authentizität und wegen der einzigartigen Lage Eine Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege halte ich auch für empfehlenswert.


Die jetzige Nutzung der umliegenden Wiesen als Weideland für das Schwarzwaldrind ist eine ideale Umgebung für den Hof. Es ist denkbar, das Haupthaus zu einem individuellen und originalen Ausflugslokal umzugestalten, das möglicherweise vor allem im Sommer öffnet – und im Winter nur die Stuben geöffnet hat. Im Sommer bietet sich der große Dachraum als halboffener Biergarten an, - dann könnte man das besondere Schindeldach original belassen – und den Boden als groben Dielenboden, wie es in einer Scheune ist.


Die Stuben könnten in der kalten Jahreszeit mittels Öfen beheizt werden – zusammen mit einer speziellen Zentralheizung für das ganze Gebäude - wie sie von dem Leiter der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in München speziell für denkmalgeschützte Gebäude entwickelt wurde, und die ich bereits auch schon eingebaut habe.

Das einzige, was in dem Haupthaus fehlt, sind orginalgetreue Ofen – die wurden offenbar schon vor längerer Zeit abgebaut. Das Backhaus könnte mit handgestrichenen Ziegeln aus Franken wieder neu eingedeckt werden – hier gibt es diese Ziegel noch sehr häufig.


Zu besonderen Gelegenheiten könnte der Backofen wieder in Gang gesetzt werden, der eventuell wieder neu gesetzt werden muß.


Diese Nutzung würde ermöglichen, das Haupthaus weitgehend ohne Dämmung der Außenwände original zu erhalten. Eine intensivere Dauernutzung würde eine Innendämmung der Wände erforderlich machen – das ist zwar auch möglich, die Wandvertäfelung kann abmontiert und wieder angebracht werden – der altertümliche Charakter würde sich dadurch jedoch ändern. Eine Aussendämmung würde den Charakter zu sehr beeinträchtigen.


Im Dachboden könnte eventuell ein „Heuhotel“ für Kinder eine besondere Attraktion darstellen.


Der Stall könnte zu den notwendigen sanitären Anlagen umgebaut werden – für die Überwinterung des Viehs läßt sich leichter etwas Neues bauen.


Das Konzept sollte weniger für einen Massenbetrieb ausgelegt sein, sondern für eine geringe bis mittlere Anzahl von Gästen, gekoppelt mit einigen besonderen großen Veranstaltungen, sowie vielleicht auch kulturellen Ereignissen.


Das Austragshaus:


Das Austragshaus könnte für den Haus- und Hofwirt nach modernen Gesichtspunkten saniert und ausgebaut werden.


Die Stellplatzfrage:


Der Bau von einer größeren Zahl von Stellplätzen oben auf dem Berg ist meines Erachtens nicht schonend und umweltgerecht zu realisieren. Jedoch in unmittelbarer Nähe – an der Weißenbachhalle gibt es – ca. 80 Stellplätze. Bei Veranstaltungen in der Halle ist dies zu wenig – aber den größten Teil der Zeit liegen diese Stellplätze ungenutzt. Mit geschickter Koordination ließe sich die Gemeinde bestimmt überzeugen, einen Teil der Stellpätze mit Ausnahme der Großveranstaltungen zu verpachten. Vom Parkplatz Weißenbachhalle sind es 5 min zu Fuß zum Morlockhof. Wer dies nicht laufen kann, müßte geholt werden, bzw. eine geringe Anzahl von Stellplätzen ist oben denkbar. Viele Orte haben gerade dadurch ihren Reiz, daß sie für PKW ohne Ausnahmegenehmigung nicht erreichbar sind. - (Sylt, Mont St. Michel..) so ein Ort im kleinen müßte der Morlockhof auch sein. Natürlich sind im Sommer mehr Veranstaltungen in der Weißenbachhalle, gerade an Wochenenden, wenn auch ein Ausflugslokal frequentiert wird – dennoch würde sich eine Überprüfung dieser Idee lohnen.


Verfasserin:

Sabine Rothfuß, Architektin
Rittern 7

91741 Theilenhofen

Tel: 09834/1727
Fax: 09834/978479
im Mai 2003

e-mail: sabine.rothfuss@vr-web.de
url:www.architektur-con-terra.de


Aktualisiert: 18.4.06 © copyright by Architektur CON TERRA Sabine Rothfuß, Architektin